Wie Krisen mich zur Lebensfreude-Stifterin gemacht haben

Mein Name ist Karima Stockmann. Als Stressmanagement-Trainerin und Lebensfreude-Stifterin stehe ich meinen Mitmenschen mit Büchern, Vorträgen und Liedern bei privaten und beruflichen Herausforderungen zur Seite.

Lebensfreude zu stiften ist meine Lebensmission. Doch auch auf meiner eigenen Lebensreise gab es immer wieder Höhen und Tiefen, emotionale Achterbahnfahrten und Schicksalsschläge. Heute möchte ich euch erzählen, wie mich diese Erfahrungen geprägt haben und was mir dabei geholfen hat, immer wieder neuen Mut zu schöpfen.

Karima Stockmanns Resilienzhand

In meinen Workshops und Vorträgen zeige ich gerne meine „Resilienzhand“. Bei dieser steht jeder Finger für einen Resilienzfaktor. Dreht man die Hand um, gleichen die Finger kraftvollen Wurzeln, die uns erden und für die Stürme des Lebens wappnen.

  1. Daumen: Zuversicht
  2. Zeigefinger: Selbstfürsorge
  3. Mittelfinger: Emotionen
  4. Ringfinger: Selbstwirksamkeit
  5. Kleiner Finger: Verbundenheit

Zuversicht in schweren Zeiten

Ein hoffnungsvoller Mensch war ich schon immer. Schon früh in meinem Leben war Optimismus ein wichtiger Begleiter. Doch ich erkannte irgendwann, dass „krampfhafter Optimismus“ wichtige Emotionen verschleiern und emotionale Heilung verhindern kann. Heute weiß ich: Wir brauchen nicht in allem Herausforderndem gleich immer etwas Positives sehen. Wir dürfen uns mutig unseren Emotionen stellen, statt sie direkt mithilfe von Ablenkungsmanövern wegzudrücken. Gleichzeitig dürfen wir zuversichtlich bleiben und daran glauben, dass es wieder leichter werden wird.

Genau das bedeutet für mich „Zuver-sicht“ – die Sicht „ins Gute hinein“. Zuversichtlich zu sein, hilft mir, gegenwärtige Herausforderungen im Hier und Jetzt wirklich anzunehmen und dabei den Fokus auf das Hoffnungsvolle nicht zu verlieren. Das schafft ein stabiles Fundament für meine Emotionen. Die Zuversicht ist deshalb der Daumen meiner „Resilienzhand“. Sie erinnert mich daran, trotz der Turbulenzen in meinem Leben nach all den guten Dingen Ausschau zu halten. Ich frage mich täglich, wofür ich heute ein dankbares „Daumen hoch“ verteilen kann.

Meine Diabetes-Diagnose: ein Wendepunkt

Mit 17 Jahren erhielt ich die Diagnose Diabetes mellitus Typ 1. Von da an fühlte ich mich erst einmal völlig fremdbestimmt. Die unheilbare Krankheit schien die Kontrolle über mein Leben zu übernehmen. Diese Zeit war geprägt von Zukunftssorgen und Ängsten. Ich brauchte etwa 3 Jahre, um die Diagnose zu verarbeiten. Auf dem Weg dorthin half mir vor allem die Erkenntnis, dass ich sehr wohl noch selbstbestimmt war und eigenverantwortlich Einfluss auf meine Lebensqualität nehmen konnte. Ich begann zum Beispiel, mich intensiv mit meiner Erkrankung auseinanderzusetzen, und entschied mich, Diätassistentin zu werden. So konnte ich nicht nur mir selbst helfen, sondern auch andere Menschen mit Diabetes unterstützen.

Meine Erkrankung lehrte mich letztlich, wie wichtig es ist, Selbstwirksamkeit zu entwickeln und zu erkennen: „Ich bin meinem Schicksal nicht vollends ausgeliefert. Ich kann Verantwortung für mich übernehmen und etwas tun, damit es mir besser geht, zum Beispiel mir Hilfe holen, mich fortbilden oder andere Bereiche meines Lebens anpacken, die mir wieder Kraft schenken.“ Ich setzte mich im „Auto meines Lebens“ wieder selbst hinters Steuer und verbannte meine Krankheit vom Fahrersitz auf die Rückbank. Mein eigener Einflussbereich war somit größer, als ich zunächst gedacht hatte. Mir dieser Selbstwirksamkeit bewusst zu sein, macht mich heute deutlich resilienter und schenkt mir die Kraft für ein freudvolles, zufriedenes Leben aktiv loszugehen.

„Ich bin nicht ausgeliefert. Ich übernehme die Verantwortung für mein Leben.“

Mein Wohlbefinden, meine Verantwortung

Gerade meine Schicksalsschläge haben mir den Wert von Selbstfürsorge aufgezeigt. Es ist essenziell, auf mich selbst zu achten und Verantwortung für mein Wohlbefinden zu übernehmen. Dazu gehört, dass ich mich frage, welche Werte mir wichtig sind und wie ich sie in meinem Alltag leben kann – im Beruf und im Privatleben.

Selbstfürsorge bedeutet für mich auch, mir zu erlauben, mich selbst wichtig zu nehmen und mit Kraftquellen zu beschenken. Regelmäßige Auszeiten, Aktivitäten, dir mir guttun und Freude bereiten, das Wertschätzen meiner eigenen Bedürfnisse – für all das steht der „Selbstfürsorge-Zeigefinger“ meiner Resilienzhand. Er zeigt liebevoll auf mich selbst, um mich daran zu erinnern, dass ich selbst für mich verantwortlich bin.

Der Verlust meiner Schwester: die „Hochschule der Emotionen“

Mit 33 Jahren erlebte ich die wohl schmerzhafteste Krise meines Lebens: den Tod meiner Schwester. Nur wenige Monate zuvor war ich Mutter geworden und war nicht nur für mich selbst, sondern nun auch für meine kleine Tochter verantwortlich. Wenn ich zuvor durch die „Schule des Lebens“ gegangen bin, so war diese Erfahrung die „Hochschule der Emotionen“ für mich. Ich lernte, wie bedeutsam der authentische Umgang mit meinen Emotionen war, um meinen Alltag zu meistern.

Ich gab der Trauer immer wieder den Raum, den sie benötigte, um sich auf gewisse Weise zu „entladen“. Nur so konnte ich, als die nächste Welle der Trauer überstanden war, auch Momente der Freude erleben, etwa mit meiner kleinen Tochter.

Nur wenn wir unsere Emotionen zulassen und durchleben, können wir wirklich heilen. Denn alle Emotionen – auch die unangenehmen – haben eine bestimmte Aufgabe oder Botschaft für uns. Sie sind nicht unsere Feinde, sondern unsere Freunde, die uns auf wichtige Dinge aufmerksam machen. Sie alle dürfen da sein und zusammen an einem Tisch Platz nehmen.

In Momenten der Trauer und während anderen Herausforderungen war es vor allem die Verbundenheit mit meiner Familie und meinen Freunden, die mir Halt gab. Liebevolle Verbindungen zu anderen Menschen stärken und helfen durch schwierige Zeiten. Sie geben uns das Gefühl, nicht alleine zu sein. Der kleine Finger meiner Resilienzhand symbolisiert diese Zugehörigkeit und erinnert daran, dass Verbundenheit stark macht – das kann auch die Verbundenheit zur Natur, mit einem Tier oder sogar mit Fremden sein. Wer sich sozial engagiert, in einem Verein aktiv ist oder ein nährendes Arbeitsumfeld hat, kennt die Magie der Verbundenheit. Es lohnt sich immer wieder aktiv dafür loszugehen und auch selbst den Anfang zu machen. Manchmal reicht schon ein freundliches Wort oder Lächeln, denn wie heißt es so schön: die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln.

Resilient, leicht und lebensfroh durchs Leben gehen

Ich habe im Lauf der Zeit gelernt auf mich und meinen inneren Kompass zu schauen. Ich habe mich selbst besser kennengelernt und mir immer mehr erlaubt, wirklich ich selbst zu sein.

Für mich ist es wichtig, mit Offenheit, Wachsamkeit und Achtsamkeit durchs Leben zu gehen. Dadurch kann ich meine Emotionen, meine Intuition und auch die Schönheit des Lebens wahrnehmen. Am Anfang steht für mich das Bewusstsein für all das. Damit das gelingt, heißt es immer wieder: sich selbst Raum geben, Stille zulassen, mutig genug sein, sich seiner eigenen Verantwortung bewusst zu werden.

Und das Wichtigste: auch die miesen Tage als Teil des Lebens akzeptieren – die habe ich als Lebensfreude-Stifterin ganz genauso. Und das ist in Ordnung. Nicht immer hilft es, in der Natur durchzuatmen oder in der Mittagspause zu meditieren. Manchmal heißt es einfach: den unangenehmen Emotionen freien Lauf lassen, wenn der Raum dafür da ist, und auch mal Stillstand aushalten, z. B. in einem emotionalen Prozess oder bei einem Projekt.

Heute stelle ich mich meinen Gefühlen, wann immer ich kann, und gebe ihnen Raum. Ich versuche, auch in turbulenten Zeiten die Balance zwischen vertrauensvollem Zulassen und eigenverantwortlichem Handeln zu finden. So behalte ich Kraft, um hoffentlich noch ganz viel Lebensfreude zu stiften – für mich und für andere.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Kann man Emotionen erfolgreich steuern?

Viele Menschen kämpfen damit, ihre Emotionen zu steuern. Dies führt oft dazu, dass sie in Krisensituationen nicht richtig reagieren können. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Emotionen besser im Griff haben!

5 Faktoren, die unsere Resilienz untergraben

In unserer schnelllebigen Zeit werden wir immer häufiger mit unvorhersehbaren Ereignissen konfrontiert. Diese stellen uns vor neue Herausforderungen und untergraben unsere Resilienz.

Resilienz-Podcast

Unsere Podcast-Reihe bietet Ihnen detaillierte Einblicke in verschiedene Aspekte der inneren Stärke.

Entdecken Sie unseren
Resilienz-Booster.