Vernetzt & vereinsamt? Resilienz in der digitalen Welt
Warum Online-Kontakte allein nicht reichen
Wir scrollen, posten, liken und wir chatten mit zig Online-Kontakten – und fühlen uns trotzdem einsam. Inmitten von Filtern und KI-Content verlieren wir den Bezug zueinander. Und das hat Folgen – für unsere Gesundheit, für unsere Resilienz und für unser gesamtes Leben. Zeit etwas zu ändern.
Online verbunden, aber einsam
In einer Zeit, in der wir online ständig vernetzt sind und digital so viele Kontakte wie noch nie haben können, ist Einsamkeit zur neuen Volkskrankheit geworden. Besonders bei jungen Menschen – etwa 46 % der Altersgruppe zwischen 16 und 29 Jahren fühlen sich laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung regelmäßig einsam.
Wie kann das sein, wenn man online ständig mit Freunden und Bekannten in Verbindung steht? Was vielen nicht bewusst ist: Der Kontakt mit „digitalen Freunden“ bleibt oft oberflächlich. Statt intensiver Gespräche gibt es Emojis, GIFs und knappe Reaktionen. Und das reicht eben nicht, um tiefere, reale Beziehungen aufzubauen.
Warum Resilienz echte Begegnungen braucht
Wie viele Ihrer Online-Kontakte könnten Sie spontan anrufen, wenn es Ihnen nachts plötzlich schlecht geht? Wenn Sie jemanden zum Reden brauchen? Wahrscheinlich sind es sehr wenige, und auch nur Personen, die Sie im echten Leben kennen.
Unsere Resilienz hängt stark von der Qualität unserer sozialen Beziehungen ab: Es kommt nicht auf die Anzahl, sondern auf die Tiefe und Verlässlichkeit unserer Kontakte an. Und um solche echten, tiefgründigen Beziehungen zu entwickeln, braucht es Begegnungen in der realen Welt, gemeinsame Zeit und Erlebnisse – und dass wir ein Stück von unserem wahren Selbst offenbaren.
„Nicht die Anzahl der Kontakte zählt, sondern deren Tiefe und Verlässlichkeit.“
So stärken echte Beziehungen unsere Resilienz
- Echte Begegnungen geben Energie: Positive soziale Kontakte geben uns Wohlgefühle – damit liefern sie uns Energie und stärken uns für Herausforderungen.
- Berührungen und Nähe senken den Stresspegel: Bei echten Begegnungen setzen wir das „Kuschelhormon“ Oxytocin frei – dieses wirkt angst- und stressmindernd.
- Echte Beziehungen können unterstützen: Soziale Kontakte in der realen Welt können uns emotional auffangen und auch praktische Hilfe leisten.
Wie Sie digitale Medien sinnvoll für echte Begegnungen nutzen
Digital muss nicht das Gegenteil von echt sein. Richtig eingesetzt, können digitale Tools helfen, neue Menschen kennenzulernen und reale Beziehungen aufzubauen. Entscheidend ist, warum Sie online sind: Geht es um echten Kontakt – oder nur um Ablenkung?
- Nutzen Sie Plattformen für gemeinsame Interessen: Apps oder lokale Facebook-Gruppen bringen Menschen zusammen, die z. B. gemeinsam wandern, lesen, gärtnern oder musizieren wollen.
- Initiieren Sie selbst eine kleine Aktivität: Starten Sie z. B. einen offenen Spaziergang durch den Stadtteil oder eine Kaffeegruppe für neue Nachbarn. Über soziale Medien lässt sich das leicht organisieren.
- Schreiben Sie gezielt statt ziellos: Statt stundenlang zu scrollen, schreiben Sie einer Person, mit der Sie schon lange mal wieder Kaffee trinken wollten – und schlagen Sie ein Treffen vor.
- Beteiligen Sie sich aktiv in sinnvollen Communitys: Online-Foren oder -Gruppen (z. B. Elternnetzwerke, Ehrenamtsgruppen) können ein Türöffner für echte Begegnungen sein – vorausgesetzt, man bleibt nicht im Chat hängen.
- Setzen Sie sich ein digitales Zeitfenster: Zielgerichtete Online-Nutzung kann Kontakte fördern – aber nicht ersetzen. Verbringen Sie deshalb nicht mehr Zeit online, als es braucht, um offline ins Gespräch zu kommen.
Soziale Medien sind ein Werkzeug, keine Welt. Wer sie bewusst nutzt, kann Brücken ins echte Leben bauen – und genau dort beginnt Resilienz.
Podcast-Tipp: Unser soziales Netz – der wesentliche Resilienzfaktor
Gute Beziehungen sind der Hauptfaktor für ein gesundes und gelingendes Leben. Doch was bedeutet das konkret? Wie gestaltet man Beziehungen? Und wie findet man die Balance zwischen Fürsorge für andere und Abgrenzung? Diese und weitere Fragen klärt Dr. Tatjana Reichhart im Resilienz-Podcast „Mach Dich unkaputtbar“.
