Resilienz extrem: Was mich
meine Entführung über meine
innere Stärke lehrte
Marc Wallert heute

Resilienz extrem

Wie ich in einer Ausnahmesituation meine innere Stärke entfaltete

Extreme Ausnahmesituationen erfordern besondere Strategien, wie Resilienz, um sie zu bewältigen, den Mut nicht zu verlieren und nach der Krise wieder aufzustehen. Mein Überleben einer Entführung im philippinischen Dschungel war eine außergewöhnliche Extremsituation, die meine innere Stärke bis aufs Äußerste forderte.

„Nach meiner Freilassung kehrte ich zu schnell in mein altes Leben zurück, das mich 5 Jahre später in einen Burnout führte. Ich hatte überlebt, war aber zur Tagesordnung übergegangen, ohne aus meinen Erfahrungen zu lernen.“

Von der Geisel zum Inspirator

Mein Name ist Marc Wallert. Mit 27 Jahren habe ich als Geisel der philippinischen Terrorgruppe Abu Sayyaf 140 Tage im Dschungel überlebt. Diese Gruppe ist bekannt für ihre radikalen und gewalttätigen Aktionen, insbesondere für die brutale Durchführung von Drohungen, die oft in der Hinrichtung von Geiseln durch Enthauptung gipfeln. Diese intensiven Erfahrungen nutze ich heute, um bei meinen Vorträgen anderen Menschen Mut zu machen und die mentale Kraft der Resilienz zu zeigen.

Was mich meine Entführung über Resilienz lehrte

  • In uns steckt ein unbeugsamer, unkaputtbarer Kern, der uns immer wieder aufstehen lässt.
  • Selbst wenn man extreme Krisen gemeistert hat, kann man bei relativ einfachen Herausforderungen scheitern.

Strategien gegen die Angst: Ironie, Dankbarkeit und Humor

Während meiner Geiselhaft im Dschungel lernte ich Strategien, um mit der ständigen Todesgefahr und der Angst umzugehen. Es ist einfach so passiert, dass ich Methoden entdeckte, die ich vorher nicht kannte. Ich nenne diese Strategien heute meine „Dschungelstrategien“.

In Momenten, in denen die Situation besonders gefährlich wurde, entdeckte ich zum Beispiel den Wert des Galgenhumors. Der Spruch „Jetzt nur nicht den Kopf verlieren“ kam mir in den Sinn, als man uns drohte, uns zu enthaupten. Der Satz ist doppeldeutig, und ist ganz dunkler Galgenhumor. Doch das ist eine besondere Art, mit einer Situation umzugehen, wenn nichts mehr geht. Er half mir, nicht zu erstarren. Das ist etwas, was ich im Dschungel entdeckt habe und was auch im Alltag ganz hilfreich ist: Wenn‘s stressig ist, die eigene Situation mal ironisch zu betrachten. Denn zu lachen ist sehr resilient.

Ebenso stärkte das gemeinsame Danken für scheinbare Kleinigkeiten während einer Gebetsrunde die Zuversicht und verringerte die Angst. Ich erinnere mich, wie wir, meine Mitgefangenen und ich, uns bei diesen Runden für das Tageslicht und die Nahrung bedankten. Diese Dinge waren in dieser extremen Situation alles andere als selbstverständlich. Diese Praxis der Dankbarkeit kann auch im Alltag eine kraftvolle Methode sein, um Positivität zu fördern und die mentale Gesundheit zu stärken.

Gemeinschaft macht stark: der Wert des Miteinanders

Die Gemeinschaft mit den anderen Geiseln spielte ebenfalls eine entscheidende Rolle für meine psychische Belastbarkeit. Das gemeinsame Erleben schwieriger Zeiten schuf eine Verbindung, die jedem Einzelnen half, seine individuellen Herausforderungen zu meistern. Das Teambuilding war zwar hart und nicht ohne Reibungen, aber dann haben wir unsere Grundvereinbarungen gefunden und waren ein starkes Team. Und das hat letzten Endes dazu geführt, dass wir alle überlebt haben. Wir hatten immer jemanden, der im jeweiligen Moment genau das mitbrachte, was es gerade brauchte. Jeder setzte seine Stärken ein, sei es beim Bau eines Regenschutzes, beim Verbinden von Wunden, beim Beruhigen oder beim Motivieren der anderen. Das alles war ein guter Mix an Fähigkeiten.

Diese Erfahrung zeigt die Wichtigkeit von Teamarbeit und gegenseitiger Unterstützung in jedem Aspekt des Lebens, sei es zu Hause oder am Arbeitsplatz. Gemeinsam ist man grundsätzlich stärker als allein.

Das Leben nach der Krise: Lektionen aus dem Alltagsdschungel

Nach meiner Freilassung kehrte ich rasch in ein Leben zurück, das mich schließlich 5 Jahre später in einen Burnout führte. Eine deutliche Folge davon, zu schnell zur Tagesordnung überzugehen, ohne aus meinen Erfahrungen zu lernen. Immer, wenn man etwas überstanden hat – wie ich die Entführung – dann muss man ganz genau hinschauen und reflektieren. Die Fragen, die ich mir hätte stellen müssen, sind: „Was habe ich falsch gemacht?“ Und: „Was habe ich richtig gemacht, und wie kann ich das in Zukunft nutzen?“

Ich hatte die extremen Herausforderungen im Dschungel überlebt, wo der klare Fokus auf das Überleben und die Unterstützung anderer mir Kraft gab. Die Herausforderungen in meinem Berufsalltag waren da ganz anders. Im Beruf habe ich mich gefragt, wofür ich das eigentlich mache. Das war sehr viel Arbeit, die für mich weitgehend sinnentleert war. In dieser Krise ging es darum, dass ich notwendige Veränderungen erkenne und angehe. Das zeigt, dass Resilienz mehr umfasst als bloße psychische Widerstandskraft; sie schließt auch emotionale und psychologische Anpassungsfähigkeit ein. Im Dschungel fehlte mir die Gewissheit des Überlebens, während im Job die notwendige Veränderung eine klare, aber gefürchtete Gewissheit war. Eine Lektion, die ich hätte besser in mein Leben integrieren sollen.

„Resilienz umfasst mehr als bloße psychische Widerstandskraft; sie schließt auch emotionale und psychologische Anpassungsfähigkeit ein.“

Ein Blick in die Zukunft kann stärken

Die Erlebnisse im Dschungel und die daraus gewonnenen Erkenntnisse nützen mir bis heute. Ich erinnere mich an eine Vision, die ich im Dschungel hatte: Dass ich nach der Freilassung mit meinem Bruder ein Bier trinken und mit ihm die verrückten Erfahrungen teilen würde. Ich habe mich gedanklich in die Zukunft versetzt und auf die Gegenwart geschaut. Und dann überlegt, was ich vielleicht gelernt haben würde, und wie ich zurückblicken würde – vielleicht stolz oder erleichtert. Und diese Gefühle konnte ich abrufen, als ich noch in Gefangenschaft saß. Diese Strategie nutze ich heute immer noch in Phasen, wenn es schwierig wird. Die Fähigkeit, mich selbst in einer Zukunft zu sehen, in der ich stolz auf meine Überwindungen zurückblicke, gibt mir Kraft und Perspektive.

Den „Resilienzmuskel“ im Alltag stärken

Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus meiner Geiselhaft im Dschungel und aus der Zeit danach ist: Krisen und Stress gehören zum Leben dazu. Und wenn sie einen umwerfen, dann reicht es nicht aus, aufzustehen und einfach weiterzumachen. Denn sie bieten die Chance, innezuhalten und zu überlegen, wie man gestärkt aus ihnen hervorgehen kann. Schließlich bedeutet Resilienz nicht nur, Schwierigkeiten zu überstehen, sondern aus einer Situation gestärkt hervorzugehen und vielleicht sogar eine neue Richtung einzuschlagen. Jeder von uns kann seinen „Resilienzmuskel“ in verschiedensten Lebensbereichen trainieren – durch bewusstes Handeln und Reflexion.

Ich teile meine Geschichte, um andere zu inspirieren, in ihren eigenen Alltagsdschungeln nicht nur zu überleben, sondern sich auch weiterzuentwickeln. Meine Botschaft: Egal wie schlimm es gerade steht, nur nicht den Kopf verlieren. Und: Mach immer das Beste daraus. Das ist das Beste, was du machen kannst. Denn es gibt immer einen besten nächsten Zug, wie man beim Schach so schön sagt.

Über Marc Wallert

Marc Wallert ist Deutschlands bekanntester Resilienz-Experte. Er inspiriert durch seine authentischen und wissenschaftlich fundierten Vorträge, die er weltweit hält. Im Alter von 27 Jahren wurde er von der philippinischen Terrorgruppe Abu Sayyaf entführt und überlebte 20 Wochen im Dschungel, eine Erfahrung, die er mit 20 Jahren Managerkarriere verbindet. Mit virtuellen Keynotes im Kinoformat verschafft er den Zuschauern immersive Vortragserlebnisse.

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