Resilienz bei Kleinkindern fördern

Smartphone in Kinderhand? So geht resiliente Erziehung

Hand aufs Herz: Drücken Sie Ihrem Kleinkind manchmal das Smartphone in die Hand, um es abzulenken oder zu beruhigen? Hier erfahren Sie, wie Sie Ihr Kind resilient erziehen können, obwohl Smartphone & Co. immer in Reichweite sind – und wann digitale Medien als kleine Hilfe mal in Ordnung sind.

Welche Rolle spielt das Smartphone bei Ihnen?

Viele Eltern kennen diese Situationen nur zu gut: Ein quengelndes Kleinkind, ein voller Kopf und das Smartphone liegt griffbereit. Schnell wird es zur Ablenkung, Belohnung oder zum Tröster – manchmal ganz automatisch. Es sind typische Alltagsszenen, in denen digitale Medien öfter zum Einsatz kommen, als Eltern es sich eigentlich wünschen.

Vielleicht kennen Sie das:

  • In stressigen Situationen bekommt Ihr Kind das Smartphone in die Hand.
  • Viele alltägliche Routinen (Zähneputzen, Füttern, Wickeln) funktionieren nur, wenn Ihr Kind vom Smartphone abgelenkt ist.
  • Ihr Kind bekommt das Smartphone oft als „Tröster“, wenn es unglücklich ist oder Streit mit seinen Geschwistern hat.
  • Sie versuchen, Ihr Kind bei negativen Gefühlen regelmäßig durch Süßigkeiten oder mit dem Smartphone abzulenken.
  • Ihr Kind bekommt das Smartphone oft als Belohnung.
  • Ihr Kind fragt oft nach dem Smartphone, und meistens bekommt es das auch.
  • Sie schaffen es nicht, Ihrem Kind das Smartphone nach der vereinbarten Zeit wieder abzunehmen.

Wirkung digitaler Medien auf Kinder unter 3 Jahren

Die entscheidenden Fragen sind: Was können Kinder in welchem Alter überhaupt mit digitalen Medien anfangen? Und wo überfordern wir sie – auch ohne es zu merken?

Die wichtigsten Entwicklungsunterschiede bei Kleinkindern:

Kinder unter 2 Jahren

  • können Reize, die von digitalen Geräten ausgehen nicht verarbeiten und nicht wirklich verstehen
  • müssen noch lernen, zwischen Bild und Wirklichkeit zu unterscheiden
  • können nicht von digitalen Geräten lernen

Kinder ab 2 Jahren

  • entwickeln langsam ein Verständnis für kurze, alltagsnahe und einfache Videos
  • sind mit schnell geschnittenen Zeichentrick-Filmen nach wie vor überfordert
  • reagieren sehr unterschiedlich auf digitale Inhalte – jedes Kind ist anders

Wie Sie Ihre Kinder durch Gefühle begleiten können

Unabhängig vom individuellen Entwicklungsstand des Kindes können digitale Medien eine wichtige Erziehungsaufgabe keinesfalls erfüllen: Babys und Kleinkinder bis ins Schulalter benötigen noch regelmäßig Unterstützung bei der Bewältigung der eigenen Gefühle.

Das kindliche Gehirn befindet sich noch im Aufbau und kann die Emotionsregulation nicht alleine oder mit einem digitalen Gerät lernen. Nur dadurch, dass die Bezugsperson die Gefühle des Kindes benennt oder spiegelt, Trost spendet und Verständnis zeigt, lernt das Kind, seine Gefühle wahrzunehmen, zu benennen und zu bewältigen. Deshalb sollten Sie Ihr Kind – so oft wie möglich – auch durch negative Gefühle begleiten.

Schritt für Schritt durch Gefühle begleiten – so geht's:

  1. Gefühl benennen: „Du bist jetzt ganz ärgerlich.“
  2. Verständnis zeigen: „Das kann ich gut verstehen.“
  3. Lösungen finden: „Was könnten wir da denn machen?“, „Vielleicht…“
  4. Kind bestärken: „Das ist ganz schön schwer. Aber ich weiß, du schaffst das!“

Die Notlösung: Smartphone als kurzfristige Ablenkung fürs Kind

Mal ehrlich: Manchmal gibt es Tage und Situationen, in denen man einfach nicht mehr kann. Im Alltag mit kleinen Kindern kommt jeder ab und zu an seine Grenzen – das ist normal. In solchen Situationen können digitale Medien eine kurzfristige Lösung darstellen.

Wenn Sie das Smartphone als Notlösung verwenden, dann ist wichtig, dass:

  • es Ausnahmen bleiben,
  • der Medieninhalt altersgerecht, nicht-überfordernd und am besten bekannt ist
  • und die Dauer des Medienkonsums begrenzt ist.

Manche Situationen kommen aber immer wieder. Und genau deshalb ist es so entscheidend, bei der Mediennutzung konsequent zwischen Ausnahme und Regel zu unterscheiden. Nur allzu leicht können Ausnahmen zu Routinen werden.

In der Regel sollte das Smartphone in diesen Fällen tabu sein:

  • beim Essen und Trinken
  • bei der Körperpflege (Wickeln, Zähneputzen, …)
  • wenn das Kind Nähe, Schutz oder Begleitung braucht

Woran erkenne ich, dass mein Kind von digitalen Medien überfordert ist?

Darf Ihr Kind das Smartphone oder andere Medien mal nutzen, bleibt die Frage: Wann sollte man abschalten? Es gibt klare Anzeichen dafür, dass es Ihrem Kind am Bildschirm zu viel wird. Wenn Sie eines dieser Signale bei Ihrem Kind beobachten, ist es Zeit, zu reagieren.

Das Kind …

  • hält sich die Hand vor das Gesicht.
  • wird unruhig und zappelt.
  • fängt an zu weinen oder schreien.
  • gähnt, reibt sich die Augen und wirkt müde.
  • wendet sich ab, krabbelt oder geht weg.
  • kann nach der Mediennutzung nicht einschlafen.

Haben Sie solche Verhaltensweisen beobachtet?

Dann braucht Ihr Kind Ihre Hilfe:

  • Schalten Sie ab und bleiben Sie dabei.
  • Unterstützen Sie Ihr Kind bei der Verarbeitung.
  • Finden Sie heraus: Welches Bedürfnis hat das Kind eigentlich?

Wie Sie Ihr Kind stärken können

Resilienz entsteht nicht durch Zufall – sondern durch Alltagserfahrungen voller Nähe, Spiel und Bewegung. So können Sie Ihrem Kind eine starke Basis fürs Leben mitgeben – ganz ohne Bildschirm:

  • Viele feinfühlige Interaktionen mit engen Bezugspersonen
  • Wiederholte Unterstützung im Umgang mit Gefühlen
  • Phasen zum Spielen
  • Reichlich Bewegung
  • Zeit draußen in der Natur
  • Zeit zum Vorlesen
  • Raum für Langeweile
  • Ausreichend Schlaf

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